Paläographie

Paläographie
Pa|läo|gra|phie 〈f. 19; unz.〉 = Paläografie

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Pa|läo|gra|fie, Pa|läo|gra|phie, die; - [-grafie]:
Wissenschaft von den Formen u. Mitteln sowie der Entwicklung der im Altertum u. Mittelalter gebräuchlichen Schriften.

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Paläographie
 
die, -, Lehre von den alten Formen der Buchstabenschrift und ihrer Entzifferung, auch von antiken und mittelalterlichen Abkürzungen. Sie schließt die Geschichte der abendländischen Schriftformen ein. Paläographische Kenntnisse sind nötig, um alte Texte lesen und Zeit und Art ihrer Niederschrift bestimmen zu können. Die Paläographie ist so ein wesentlicher Teil der Handschriftenkunde und eine wichtige historische und philologische Hilfswissenschaft. Als Sonderdisziplin abgespalten ist die Inschriftenkunde, die sich mit Schriften auf Stein, Metall u. Ä. beschäftigt. - Bei den Abkürzungen unterscheidet man Kontraktionen und Suspensionen. In älteren Handschriften nur selten verwendet, nahmen sie gegen Ende des Mittelalters überhand.
 
 
Die Paläographie entstand als Wissenschaft im 17. Jahrhundert vor dem Hintergrund des Streites um die Echtheit alter Urkunden. Begründer der Paläographie waren J. Mabillon (»De re diplomatica«, 1681, Supplementband 1704) und B. de Montfaucon (»Palaeographia graeca«, 1708; hier zuerst der Name Paläographie). F. S. Maffei erkannte die römische Schrift als alleinige Grundlage der späteren Entwicklung und stellte einen Stammbaum ihrer Arten auf. C. F. Toustain und R. P. Tassin unterschieden in ihrem »Nouveau traité de diplomatique« (1750-65, 6 Bände; deutsch »Neues Lehrgebäude der Diplomatik«) schon Kapitale, Unziale, Halbunziale und Kursive. Die paläographische Forschung und Lehre wird außerhalb der Universitäten besonders in der 1821 gegründeten »École des chartes« in Paris (wo L. V. Delisle wirkte), dem 1854 von T. Sickel gegründeten »Institut für Österreichische Geschichtsforschung«, im »Vatikanischen Archiv« sowie in Archiv- und Bibliotheksschulen betrieben. Zur Herausgabe von Tafelwerken entstanden in England 1873 die »Palaeographical Society«, 1902 die »New Palaeographical Society«.
 
 
W. Wattenbach: Das Schriftwesen im MA. (31896, Nachdr. Graz 1958);
 L. Traube: Vorlesungen u. Abh., Bd. 1: Zur P. u. Handschriftenkunde (1909, Nachdr. 1965);
 A. Mentz: Gesch. der griech.-röm. Schrift bis zur Erfindung des Buchdrucks mit bewegl. Lettern (1920);
 F. Steffens: Lat. P. (21929, Nachdr. 1964);
 B. A. van Groningen: Short manual of Greek palaeography (Leiden 41967);
 M. Wittek: Album de paléographie grecque (Gent 1967);
 L. Svensson: Nordisk paleografi (Lund 1974);
 O. Mazal: P. u. Paläotypie. Zur Gesch. der Schrift im Zeitalter der Inkunabeln (1984);
 B. Bischoff: P. des röm. Altertums u. des abendländ. MA. (21986);
 
Schrifttafeln zur dt. P. des 16. bis 20. Jh., bearb. v. K. Dülfer u. a., 2 Bde. (61987);
 A. von Brandt: Werkzeug des Historikers (141996).
 

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Pa|läo|gra|phie, die; - [↑-graphie]: Wissenschaft von den Formen u. Mitteln sowie der Entwicklung der im Altertum u. Mittelalter gebräuchlichen Schriften.

Universal-Lexikon. 2012.

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